Michail Lermontow
Mein Dämon
Sein Element – ist alles Böse.
Stolz schwebt er durch den Wolkenraum
und heischt des Donnersturms Getöse
und Waldesgraus und Brandungsschaum.
Inmitten farblos dürrer Blätter
hat er errichtet seinen Thron,
es flammt um ihn blitzwildes Wetter,
stumm ist sein Mund, sein Blick spricht Hohn.
Durch Zweifel trübt er jede Freude,
verachtet reine Liebesglut,
ihn rührt kein Flehn in tiefstem Leide
und kalten Blickes sieht er Blut.
Durch Leidenschaft zur Erde drücken
kann er der Seele Himmelsschwung.
Und schaudernd steht vor seinen Blicken
die Muse der Begeisterung.
[Michail Lermontow, Einsam tret ich auf den Weg, den leeren, Leipzig 1985, S. 19, Übersetzung: Friedrich Fiedler]
Mein Dämon
Eine Ansammlung von Asche ist sein Element.
Zwischen rauchigen Wolken dahintreibend,
liebt er schicksalhafte Stürme,
den Schaum der Flüsse und das Rauschen dichter Wälder.
In gelben, abgefallenen Blättern
steht sein regloser Thron;
auf ihm, zwischen erstorbenen Winden,
sitzt er finster und verzagt.
Er flößt Misstrauen ein,
die reine Liebe hat er verachtet,
jegliche Gebete verwirft er,
gleichgültig blickt er auf Blut;
den Klang hoher Empfindungen
erstickt er mit der Stimme der Leidenschaften,
und die Muse sanfter Eingebung
ängstigt sich vor seinen unirdischen Augen.
[Übersetzung: Kay Borowsky]